King Kongs Komparsen

30.03.2005

Multimedia-Performance mit Affenkostüm: Gob Squads bringen ihr neues Stück nach Berlin

Es wird anstrengend. Kann passieren, dass man in einer Square-Dance-Gruppe mitsteppen muß. Eventuell findet man sich auch vor einer Blue-Screen wieder, im Fokus eines Regieanweisungen schnarrenden Kameramanns. Oder die eigene Stimme wird auf Band gebraucht. Wer fängt nicht an zu stammeln, wem bricht nicht der Schweiß aus, wenn plötzlich Scheinwerfer, Kameralinse und Mikro auf einen gerichtet sind?

Genau das aber wird hier nicht passieren. Zum einen, weil man ein Ganzkörper-Affenkostüm mit Maske tragen wird, das rote Gesichter und schwitzige Schläfen kaschiert. Zum anderen, weil hier Multimedia-Profis am Werk sind. Die Betreuung ist professionell. Das beruhigt.

Die Rede ist von King Kong Club, der neuen Produktion der Performancegruppe Gob Squad, die morgen im HAU1 Premiere hat. Schon seit über zehn Jahren experimentiert die Kombo mit dem massiven Einsatz von elektronischen Medien. Besucher der Inszenierungen haben es meist mit einer Vielzahl von Handys und Videokameras Spektakel zu inszenieren. Die Performer sehen gerade die scheinbar medienfreie Alltagsrealität als ein komplexes Rollenspiel, das nach den Regeln von Kino und Fernsehen funktioniert.

In der Outdoor-Performance Super Night Shot (2003) inszenierten sich die Performer als Rollen ihres eigenen Kurzfilms. Sie stromerten durch die Stadt und baten Passanten darum, im Film mitzuspielen. Bei den Zuschauern im Theater kamen die einzelnen Videosignale scheinbar synchron an. Bei The Great Outdoors (2001) war der technische Aufwand sogar noch größer. Auch hier sahen die Zuschauer nur das, was die Performer filmten. Allerdings mit winzigen, speziell angefertigten Kameras, die an einem unscheinbaren Luftballon klebten, von dem aus die Szene gefilmt wurde.

Im Laufe der Jahre hat es die Kombo zu einer beeindruckenden Virtuosität im Umgang mit DV-Kameras und Tontechnik gebracht. Der Besucher einer Gob Squad- Performance kann fast immer sicher sein, auf irgendeine clevere und ungewöhnliche Art Kontakt mit den Schauspielern aufzunehmen. Neben der Interaktivität ist es vor allem der Voyeurismus des Zuschauers, den Gob Squad herausfordern will. Im Grunde befindet man sich ständig in einem Wechsel zwischen beiden Zuständen. Wie bei „What you are looking at“ (1998). Damals saßen die Performer in einem einseitig verspiegelten Glaskubus. Das Publikum konnte starren. Oder über Handy im Kubus anrufen.

Ohne noch mehr über den King Kong Club zu verraten, über den man laut Programmheft auf gar keinen Fall sprechen sollte: Die Affenmasken nicht zu fest binden und sich auf das überraschende und überaus entspannende Ende freuen.

Erschienen in Berliner Morgenpost am 30. März 2005.